vom 19.12.2007:

Feingefühl und Musikalität

Konzert in St. Michael

Drei der Akteure in St. Michael: Veronique Otto (v.l.), Joachim Roth und Miriam Biber. Auf hohem Niveau wurde geistliche Musik präsentiert. (Foto: Pletter)

von Marita Pletter
 

Miyase Kaptan-Borst hatte wieder Hochkarätiges aufgefahren.Die Kirche St. Michael in Grubweg war gut besucht an dem mit Veranstaltungen überladenen dritten Advent. Der Besuch dieses Weihnachtskonzerts war lohnenswert. Miyase Kaptan-Borst pflegt mit den Solisten und ihrem Ensemble ausschließlich Laien zu präsentieren. Auf diesem Level soll ihr das mal einer nachmachen! Dabei sind alle Gesangparts präzise, sicher überlegt besetzt, zeugen von Kaptan-Borsts nüchternem, unsentimentalem Feingefühl, aber auch von ihrer ungeheuren Musikalität. Letztere erwartet sie ebenso von ihren Schülern. Denen darf zwar die „Schau“ wichtig sein, aber alles zu seiner Zeit; und geistliche Musik ist geistliche Musik!
Da gab es auch am Sonntag in der Pfarrkirche St. Michael keine aufgesetzten Kompromisse zugunsten des Säkularen. Denn das Programm gestaltete sich geistlich, weihnachtlich: Prätorius, Strauß („ Ein Alphorn hört ich schallen“, Inga Krefis, Gesang, Horn, Maria Seidl), Mendelssohn, Händel, Mozart, Hildegard von Bingen („O virtus sapientiae“, Joachim Roth, Tenor) und natürlich immer wieder Bachs „Weihnachts-Oratorium“: „Ach, wann wird die Zeit erscheinen?“ erklang es aus dem Munde der Solisten, während Stadtpfarrer Josef Hirsch in seinen „Verbindenden Worten“ auf die Zeitlosigkeit der Heilsbotschaft des Friedens verwies , der „keine Angst hat vor der Übermacht des Hasses“ und „was wir tun, darf eigentlich nur Ausdruck dieses Evangeliums sein“. Jedenfalls: Was die musikalische Qualität und ernste interpretatorische Intensität des zur Aufführung Gebrachten anging, da leisteten die Akteure der Intention des Evangeliums ausnahmslos Folge.
So zelebrierte zweifellos Markus Biber, hervorragender Bass-Bariton, jenes „Großer Herr und starker König“ aus Bachs „Weihnachtsoratorium“ als einen der Höhepunkte des Konzerts. Obgleich man sich dennoch scheuen mag, im Verlauf dieses Marathons an Glanzlichtern Prioritäten zu setzen. Wunderschön war auch die Prätorius-Bearbeitung „Es ist ein Ros entsprungen“ (Miriam Biber, Florian Koller, Markus Biber, Johanna Schulze).
Ausgesprochen einfühlsam an der Orgel komplettierte Dominik Ilgner die gänzlich unpathetische Präsenz der Sängerinnen und Sänger. Denn solches gesanglich so souverän zu leisten, war gewiss nicht einfach: z.B. in Bachs „Bereite dich Zion“(Miriam Biber, Mezzosopran) oder Händels „Süße Stille“ (Inga Krefis, Sopran) ). Und mit ausgesprochen schwieriger Literatur, nämlich dem „Laudamus te“ aus Mozarts C-Moll-Messe brillierte meisterlich und kühl die Sopranistin Veronique Otto.
Weniger kühl ertönte das Alleluja, doch gleichfalls „glockenrein“, makellos aus Mozarts „Exsultate Jubilate“ und aus der Kehle Ursula Schauers, die am Schluss zusammen mit der ebenso jungen wie begabten Sabine Meier das Lied vom „leise rieselnden Schnee“ über die lichtergeschmückten Altarstufen hinab sang. Auch wenn der Schnee ausblieb, so gibt es dennoch den „Stern über Bethlehem“, den der Chor des Ensembles feierlich beschwor, bevor der Applaus anhob.